Abnormes Krankheitsverhalten
|
Bei Patienten mit Lumbalgien findet sich gelegentlich eine Diskrepanz zwischen dem Ausmass der angegebenen Beschwerden und den klinischen Befunden. Ursache kann ein abnormes Krankheitsverhalten sein. Dieses steht oft in Zusammenhang mit psychosozialen Problemen. Die Patienten schildern extreme Schmerzen, die sich durch nichts beeinflussen lassen, die Angaben wirken oft diffus. Sie stellen sich eine schlechte und unrealistische Selbstprognose («es wird nur immer schlimmer»), der Schmerz ist dominant und beeinträchtigt alle Lebensbereiche. Klinisch finden sich ein demonstratives Schmerzverhalten und inkonstante Befunde. Sind mindestens 3 der 5 Waddell-Zeichen positiv, spricht dies für eine nicht-nozizeptive Schmerzursache.
|
Hinweise auf eine nicht-organische Pathologie (Waddell-Zeichen)
|
1. Druckempfindlichkeit
|
Oberflächlich: Schmerz bei Hautberührung über Ausbreitungsgebiet des Ramus posterior des Spinalnervs hinaus
Tief: Druckschmerz über ein weites Gebiet, nicht nur lumbal, sondern auch thorakal, über Sakrum und Becken
|
2. Scheinmanöver
|
Stauchung: Kreuzschmerzen bei leichtem Druck auf den Schädel im Stehen
Rumpfdrehung: Kreuzschmerz bei gleichzeitiger Rotation von Becken und Schultergürtel
|
3. Ablenkung
|
Lasègue: Vergleich liegend und sitzend geprüft
|
4. Neuroanatomie
|
Schwäche: Schwäche mehrerer Muskelgruppen, die sich nicht
neuroanatomisch zuordnen lassen
Gefühlsstörung: Gefühlsstörung, die sich nicht einem Dermatom zuordnen lässt
|
5. Überreaktion
|
Überreaktion wie übertriebenes Stöhnen, schmerzgeplagte Gesichtszüge, Verspannung der Muskeln und Tremor, Abstützen bei Stehen und Gehen, Reiben der schmerzhaften Stelle
|