Blutegeltherapie

 

 

 

Blutegeltherapie neu entdecken.
Sie ist fast in Vergessenheit geraten, erfreut sich derzeit aber erneuter Beliebtheit, die Blutegeltherapie:

Und das nicht ohne Grund, denn der Blutegelspeichel enthält einen einzigartigen, genialen Wirkstoffcocktail aus ca. 30 verschiedenen Substanzen unter anderem:

  • Hirudin hemmt die Blutgerinnung, indem es den Gerinnungsfaktor Thrombin in seiner Wirkung beeinträchtigt, welches sich sehr positiv auf die Fliesseigenschaft des Blutes auswirkt. So verhindert Hirudin die Bildung von Thrombosen und hilft bestehende Thromben aufzulösen, so dass eine Emboliegefahr deutlich verringert werden kann. Darüber hinaus wirkt Hirudin gefäßkrampflösend, wodurch seine entstauende Wirkung zu erklären ist. Auch die Förderung der Bildung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ebenso wie deren Aktivität, konnte beobachtet werden. Leukozyten spielen eine wichtige Rolle bei der körpereigenen Abwehr, somit wirkt Hirudin immunstärkend. Hirudin unterstützt aber auch den Lymphfluss, wodurch die in der Lymphe enthaltenen Schadstoffe schnell zur Ausscheidung gebracht werden. Somit beschleunigt Hirudin die Entgiftung des Körpers.
  • Calin
  • Hyaluronidase
  • Eglin ist eine Substanz, die entzündungsauslösende Enzyme in ihrer Aktivität blockiert. Auf diese Weise wirkt sie Entzündungsprozessen entgegen. Eine weitere wertvolle Eigenschaft ist seine schmerzstillende Wirkung.
  • Bdellin
  • Apyrase
  • Kollagenase
  • Destabilase
  • Hämentin
  • Orgelase

Sie weiten die Gefäße und wirken entzündungshemmend, entgiftend sowie schmerzstillend. Somit kann die Blutegeltherapie bei vielen Erkrankungen erfolgversprechend eingesetzt werden.

Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) ist der bekannteste Vertreter der Egel. Wie die meisten Egelarten kommt er im Süßwasser vor. Sein natürliches Verbreitungsgebiet ist Europa, Nordafrika und Kleinasien.

Der Blutegel ist seit langer Zeit fester Bestandteil in der Heilkunst und vermutlich so alt wie die Heilkunst selbst. Selbst in den Sanskrit-Aufzeichnungen aus Indien wurden sie bereits vor 3000 Jahren mit erwähnt. Auch aus dem Mittelalter kennen wir Blutegel sie gehörten zur therapeutischen Ausstattung von vielen Ärzten und wurden hier zu Aderlass und Ausleitung verwendet.
Bis zum 19. Jahrhundert war die Behandlung mit Blutegeln auch in Europa noch weit verbreitet. Doch danach wurde das allgemeine Interesse weniger, weil modernere Therapieverfahren im Vordergrund standen. Die Bedeutung der Therapie ließ jedoch nie nach, somit sind die Blutegel bei vielen naturheilkundlich ausgerichteten Therapeuten und Ärzte ein fester Bestandteil. Das ist nicht verwunderlich, da die Blutegeltherapie bei vielen Erkrankungen äußerst erfolgreich eingesetzt werden kann.

 

Die Blutegeltherapie – Wo kann sie eingesetzt werden?
Generell kann man sagen, dass sie eine ausgezeichnete Therapie bei allen Erkrankungen ist, bei denen Durchblutungsstörungen oder Entzündungsprozesse zugrunde liegen.
Zum Beispiel:

  • Venenerkrankungen (Besenreisern, Krampfadern, Thrombosen, Hämorrhoiden)
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Gelenkerkrankungen (Arthrose, Arthritis, Rheuma, Gicht etc.)
  • chronischen Nacken-, Schulter- und Rückenbeschwerden.
  • Leberstau
  • Lymphstau
  • Blutergüssen
  • Migräne

Sonstige Indikationen:
Herpes Zoster (Gürtelrose), akute und chronische Otitis media (Mittelohr- entzündung), arterielle Hypertonie bei erhöhtem Hämatokrit, Hämorrhoidalsyndrom und (Peri-) Analthrombose, akuter Gichtanfall, akute und chronische Osteomyelitis, Hämochromatose (als Aderlass), Wundheilungsstörungen durch postoperativen Lymph- und venösen Rückstau in der Traumatologie (z.B. Handchirurgie) und plastischen Chirurgie.

 

Kontraindikationen:

  • Einnahme von Blutverdünnern (Acetylsalicylsäure, Marcumar etc.)
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Hauterkrankungen an der Applikationsstelle
  • Akute Magen- oder Darmgeschwüre
  • Deutliche Blutarmut (Anämie, Hb unter 10 g/dl)
  • Schwere chronische Erkrankungen (Krebserkrankungen im fort-geschrittenen Stadium, langjährige Dialyse bei Nierenerkrankungen, etc.)
  • Fortgeschrittene periphere Gefäßerkrankungen (pAVK ab Stadium III)
  • Ausgeprägten Wundheilungsstörungen (z.B. bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus, erheblichem Übergewicht, etc.)
  • Bekannte Allergien gegen Blutegel-Inhaltsstoffe (Hirudin, Histamin, etc.)

Ebenfalls nicht angezeigt ist diese Therapie bei Schwangeren.

 

Relative Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen:

  • Bei Neigung zu überschießender Narbenbildung (Keloidbildung) keine Anwendung an gut sichtbaren Körperstellen
  • Aspirin® sollte 5-10 Tage vor einer Behandlung nach Rücksprache mit dem Arzt nicht eingenommen werden

 

Mögliche seltene Nebenwirkungen oder Komplikationen:

  • Ausgeprägte Blutung (verlängerte und starke Nachblutung)
  • Juckende Hautrötung um die Bissstellen (allergisch oder allergie-ähnlich)
  • Wundinfektion (z.B. Erysipel)
  • Vorübergehender Gelenkerguss, lokale Schwellung, oder regionale Lymphknotenschwellung.
  • Pigmentstörungen, Vernarbungen an der Bissstelle, kleine Papel an der Bisstelle

 

Nicht alle Körperbereiche sind geeignet
Im Prinzip können Blutegel am ganzen Körper angesetzt werden.
Sie sollten jedoch niemals direkt über einer Vene, einer Krampfader oder einer Entzündung angesetzt, da es sonst zu starken und anhaltenden Nachblutungen kommen könnte.
Ebenfalls problematisch sind schlecht durchblutete Stellen, offene Wunden und besonders empfindliche Hautstellen, wie Handflächen, Brustwarzen etc.

 

Anzahl der Blutegel pro Therapie
Über die Anzahl der Blutegel entscheidet der Therapeut individuell. In der Regel werden 2-6 Tiere eingesetzt.

 

Blutegel sind äußerst sensibel
Blutegel sind sehr geruchs- und temperaturempfindliche Tiere, daher sollte der Patient ein bis zwei Tage vor der Therapie die entsprechenden Körperbereiche ausschliesslich mit klarem Wasser waschen und keinesfalls eincremen oder mit Parfüm besprühen.
Damit die Temperatur für den Egel angenehm ist, kann es vorkommen dass der Therapeut die ausgewählten Hautbereiche vorab mit einer warmen Kompresse bedeckt.
Neben seiner Sensibilität in Bezug auf Gerüche und Temperatur, ist der Blutegel auch in anderer Hinsicht sehr empfindlich. Er mag keine Hektik, keinen Lärm, keine Erschütterung und kein grelles Licht. Bei Wetterumschwüngen oder Gewitter kann es ebenfalls vorkommen, dass der Blutegel irritiert ist und die Therapie unmöglich macht.

 

Verlauf einer Blutegeltherapie

  1. Aufklärungs- und Anamnesegespräch
  2. Bequeme Lagerung des Patienten
  3. Inspektion der Anlagefläche
  4. Entnahme des Blutegels und kurze Reinigung
  5. Genaue Anlage des Egels
  6. Ein Blutegel fällt immer von alleine vom Körper ab, sobald er genügend Blut gesaugt hat. In dieser Zeit nimmt er 10 und 20 ml Blut auf. Diese Prozedur kann zwischen 30 und 90 Minuten dauern. Bitte planen Sie genügend Zeit ein! Sollte es aus irgendwelchen Gründen erforderlich sein, den Egel zu entfernen, kann der Therapeut das Tier mithilfe eines Holzspatels oder eines in Alkohol getränkten Tupfers vorsichtig abnehmen.
  7. Versorgung der Bissstellen mittels eines sterilen lockeren Verbandes. Dieser muss spätestens am Folgetag gewechselt werden. Das Nachbluten dauert in der Regel 4-12 Stunden. In Ausnahmefällen kann es auch bis zu 24 Stunden anhalten. Das Nachbluten ist ausdrücklich gewünscht "Mini-Aderlass" und trägt zum Behandlungserfolg bei.
  8. Die durch den Biss entstandene kleine Wunde verheilt innerhalb von einer bis drei Wochen. Nur sehr selten bleibt eine winzige Narbe zurück.

 

Ist die Blutegeltherapie schmerzhaft?
Der Biss eines Blutegels ist nicht wirklich besonders schmerzhaft. Die Bisse werden meistens wie "Brennessselstiche", leichtes Ziehen oder als "Spritzeneinstich" beschrieben.

 

Entsorgung der Blutegel

Nach der Behandlung wird der Egel entweder in Spiritus getötet oder zur Tiefkühlung gebracht, um sie zu töten. Die Blutegel dürfen aus Umweltschutzgründen nicht in der Natur ausgesetzt werden. Das Einbringen von fremdem Genmaterial in unsere heimische Tierwelt ist verboten.
Auf Verlangen gibt es die Möglichkeit, gegen Aufpreis, die Egel in einen sogenannten „Rentnerteich“ zu schicken.

 

Wichtiger Hinweis
Eine Behandlung mit Blutegeln ist eine medizinische Therapie, welche nur durch erfahrene ausgebildete Therapeuten durchgeführt werden darf.

 

 
           

 

 

Praxis für Naturheilkunde Physio- und Osteopathie

Oliver Geck
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